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Öffnungszeiten Schleusen Augst und Birsfelden ab 2019
, Dörfler Erdmuth
Die Schleusen in Augst und Birsfelden haben wie folgt geöffnet.Link zum Betreiber (kwa.ch)Öffnun...

Chronik der MS Nautilus 

Die Geschichte zur MS Nautilus

Hochwasser April 2006

10. April 2006, ein massives Hochwasser bringt eine Unmenge Wasser und Schwemmholz die Ergolz herunter und lässt das beschauliche Flüsschen zu einem reissenden Strom werden.

Dies ist für die Fjord BL 357 von Felix Schärer zuviel. Sie wird von den Wassermassen vom Steg weggerissen und versinkt in den Fluten. Trotz einer Suche des Bootsclub Augst kann das versunkene Boot nicht aufgefunden werden.

Suche und Bergung

Aufgrund des Umstandes, dass der Tank mit rund 200 Liter Benzin gefüllt ist und dies bei einem Auslaufen des Kraftstoffes zu einer massiven Gewässerverschmutzung führen kann, entscheidet sich die Stabstelle Umwelt & Kleinschifffahrt am 2. Mai 2006, mit einem 3 D Echolot der Polizeitaucher, das Wrack zu suchen. Dieses muss nach unseren Einschätzungen im Bereich des Kraftwerkes liegen. Nach rund 3 Stunden Suche, haben wir drei möglich Punkte definiert, welche von der SEO betaucht werden müssen. Da sich, wie bereits schon erwähnt, noch rund 200 Liter Benzin im Tank des versunkenen Sportbootes befinden, wird der Einsatz auf den kommenden 5. Mai 2006 terminiert. So treffen sich 5 Bootsführer und 7 Polizeitaucher mit zwei Booten um 0800 Uhr am Gästesteg in Augst. Hier wird bestimmt, dass der erste Punkt, unmittelbar kurz vor dem ersten Einlauf zur Turbine in rund 8 – 9 m Tiefe betaucht wird. Die Anfrage beim Kraftwerk Augst zwecks Abstellung der Turbine wird verneint. So ist der Schwierigkeitsgrad des Tauchganges um einiges höher. Die Taucher führen eine Pendelsuche durch und werden an einer Leine, welche mit der Raurica verbunden ist, gesichert. Schon nach kurzer Zeit haben wir den ersten Erfolg. Das versunkene Sportboot ist gesichtet. Es liegt in 8 m Tiefe auf dem Kiel, ungefähr 20 m vom Ufer weg. Wir entschliessen uns das Schiff mit einem Kran zu bergen. Unterdessen hat sich ein Menschenauflauf gebildet, Etliche Zuschauer wollen der Bergung zusehen. So auch der Besitzer des Bootes, Schärer Felix. Die Bergung gestaltet sich jedoch schwierig, da die Strömung kurz vor dem Einlauf zur Turbine doch recht massiv ist und die Ketten, mit welchen das Schiff befestigt werden soll, schwer sind. Nach rund 2 Stunden können wir die Fjord dem Wasser entreissen und auf den Hänger von Walti Blank verfrachten. Normalerweise hat das Schiff ein Gewicht von rund 1600 kg. Die

Waage des Kranes zeigt uns ein Gewicht von rund 6500 kg. Das ganze Boot ist mit Sand gefüllt, das Verdeck ist zerrissen, es hat zwei, drei Blessuren am Rumpf, aber ansonsten scheint das Boot äusserlich nicht arg kaputt zu sein. Das Boot wird auf dem Trockenplatz in Kaiseraugst deponiert und wartet auf die Urteile von der Versicherung und zwei Werften, welche das Boot wieder klar machen sollen. Aber zum Leidwesen von Felix Schärer will die Versicherung nur einen Bruchteil des Schadens bezahlen und die beiden Werften raten dem Besitzer, das Schiff zu entsorgen!

Kauf des Schiffes

Walti Blank erzählt mir davon, da kommt mir die Idee, dass wir, die Bootsführer der Polizei Basel-Landschaft das Schiff neu aufbauen könnten. So könnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Einerseits hat das Ganze einen Lerneffekt und andererseits hätten die Bootsführer ein eigenes Boot. Ich setze mich mit Schärer in Verbindung und biete ihm für das Schiff einen symbolischen Betrag von CHF 500.00. So muss er schon die Entsorgungsgebühren nicht bezahlen und kann sicher sein, dass sein ehemaliges Boot in gute Hände kommt.

Das Geschäft wird gemacht und so bin ich stolzer Besitzer eines Wracks. Ich informiere die Bootsführer und frage, wer an einem solchen Projekt interessiert ist und siehe da, es stellen sich mit mir insgesamt 7 Mitglieder der SE Taifun zur Verfügung, der Fjord neues Leben einzuhauchen.

Eine grobe Schätzung der anfallenden Kosten wurde in einer ersten Phase mit rund CHF 5000.00 – 6000.00 beziffert, was sich allerdings später mehr als falsch heraus stellen sollte.

Gründung des BC Nautilus

Aufgrund der zu erwartenden Kosten für den Wiederaufbau der Fjord, muss die Kostenfolge geregelt werden. So wird von den Interessierten beschlossen, ein Verein zu gründen und die Kosten über Anteilscheine zu berappen. Am 9. November 2006 wird im Aufenthaltsraum des PP Birsfelden der Boot Club Nautilus, mit Statuten und Reglement gegründet. Ein denkwürdiges Datum. Als erste Präsidentin wird Yvonne Müller und als weitere VS Mitglieder, Burri Nicole, Meier René und Krentel Michael gewählt. Schäublin Andreas und Roth Hanspeter sind Revisoren und Ruedi Flury, ich mache nichts. Dies wäre wohl

politisch falsch gewesen, wenn ich eine Funktion im neu gegründeten Verein übernommen hätte.

So nun läuft alles in geordneten Bahnen. Wir sind ein Verein, welcher über ein Boot verfügt, das mit Anteilscheinen finanziert wird.

Renovation der Fjord

Kurz nachdem das Schiff offiziell gekauft wurde, trafen wir uns an etlichen Samstagen, die Fjord als erstes vom Sand zu befreien. Mit kleinen Gartenschäufelchen machten wir uns daran, rund 2500 kg feinsten Sandes aus dem Schiff zu entfernen. Dann wurden die defekten Sachen, wie Polster, Stühle, Holz etc. demontiert und entsorgt. Nun es wird langsam kalt. Wir suchen einen gedeckten Platz, in welchem wir an der Fjord weiter arbeiten können. In Birsfelden wurden wir bei der Firma Acifer fündig. Gegen ein bescheidenes Entgelt von Fr. 30.00 pro Monat können wir das Boot in der Halle platzieren und daran im Trockenen weiter arbeiten. Blank hat uns das Boot nach Birsfelden gefahren. Hier wird das ganze Schiff ausgeschlachtet. Das Oberteil der Fjord wird abgebaut, so dass am Schluss nur noch der untere Rumpf auf den Böcken steht. Der Motor wird unter Beihilfe von Bernhardt Kay ausgebaut und nach Sissach in den Werkhof gefahren. Thomas, der Werkstattchef, hat sich bereit erklärt, den Volvo Motor zu revidieren. So können wir Kosten sparen. So haben wir uns das vorgestellt, aber eben nur vorgestellt. Am Schluss kommt es immer anders. Der Rumpf wird penibel gereinigt und innen neu ausgestrichen. Die Schäden / Risse und das Loch im GFK Rumpf werden mit etlichen Lagen Glasfasermatten und GFK geflickt. Zwischendurch haben wir mehrere Durchhänger, das heisst es gibt Zeiten, da hat nun wirklich keiner von uns mehr Lust, am Schiff weiter zu arbeiten. Wir arbeiten und arbeiten und man sieht kaum ein Ergebnis. So müssen wir uns immer wieder selber und die anderen motivieren, unser Projekt weiter zu führen, was schlussendlich auch dank dem guten Zusammenhalt gelingt. Unterdessen haben wir einen Kostenvoranschlag für unseren Motor erhalten. Ohne einen neuen Z Antrieb sollen wir für die Restauration rund CHF 11’000.00 bezahlen. Dies liegt absolut nicht in unserem Budget. Umso mehr wenn man bedenkt, dass wir noch ein Z Antrieb brauchen, da kommen noch einmal CHF 4’000.00 dazu. Also was machen? Wir suchen im Internet nach alternativen. Am besten, ein gleichwertiger Volvomotor. Wenn wir Glück haben, passt dieser auf die Aufnahmepunkte in der Fjord, so müssten wir wenigstens diese nicht ändern. Und siehe da. Thomas findet ein Motor mit Antrieb der Seerettung Wädenswil.

Sie haben ihr Schiff auf Diesel umgebaut und die Werft „Faul“ verkauft den Motor für CHF 4500.00! Der Motor wird nach einer Begutachtung gekauft. Unser Glück ist, dass der Motor vor der Auswechslung total revidiert wurde. Dies bedeutet, dass wir in absehbarer Zeit keine grossen Reparaturen zu erwarten haben.

Unterdessen haben wir bereits das Jahr 2008. Wir müssen unser Boot zügeln. Dieses können wir in der Halle beim Trockenplatz in Kaiseraugst einstellen. Wieder wird der Transport durch Walti durchgeführt. Hier werden nun alle Kleinarbeiten durchgeführt. Das heisst, der untere und obere Teil des Schiffes wird wieder zusammen geführt und verschraubt, die Scheuerleiste wird montiert, der Innenausbau wird weiter geführt, die Scheiben eingesetzt und abgedichtet. Auch der Motor wird im Beisein von Bernhardt Kay und dessen Vater Ingolf sowie Blank Walti eingebaut. Ein weiterer Meilenstein. Auch die neue Schaltung wird montiert, allerdings falsch herum, wie sich dies später herausstellen wird. Das komplizierte wird die Elektrik sein, da die lieben Kollegen diese Kabel beim Ausbau einfach unkontrolliert auseinander geschnitten haben. Die Wände der Kabine werden mit einem blauen Teppich verkleidet, der Himmel mit Kunstleder überzogen, der Schiffsrumpf gespritzt, die Polster werden von einer Kollegin von Nicole genäht. Und.. und.. und. Viel Arbeit. Das positive an der Ausbauphase ist, dass wir regelmässig ein Resultat sehen. Je länger und mehr wir am Boot arbeiten, desto näher kommt eine mögliche Einwasserung. Die Zeit drängt, ist doch unser Ziel, das Schiff bis zur Euro 08 fertig gestellt zu haben. Nach einigen Diskussionen wird beschlossen, die restlichen Arbeiten durch Steiner Roland erledigen zu lassen. Das Schiff wird also im Mai zu Steiner, in Herten/Deutschland gefahren. Er wird die letzten feinen Arbeiten erledigen und bekannt geben, wann das Schiff abholbereit ist.

Nun nach ellenlangen 7 Wochen und etlichen Telefonaten und Besuchen bei und mit Steiner ist der Zeitpunkt gekommen. 20.06.2008 wird die Fjord nach 2 ½ jährigen Wasserabstinenz eingewassert. Und siehe da, sie schwimmt und wie. Der Motor läuft, kleine Korrekturen sind nötig und werden vor Ort durch Steiner eingestellt. Aber was ist das? Die Schaltung ist verkehrt montiert, wenn man den Vorwärtsgang einlegt, läuft das Schiff retour und umgekehrt. Also Schiff raus und die Schaltung ummontieren. Danach klappt alles bestens. Das Werk ist vollbracht. Das Schiff ist dicht und lässt sich hervorragend fahren. Wir haben gute Arbeit geleistet!

Resumée

Nach mehreren hundert Arbeitsstunden, CHF 14’000.00 offiziellen Kosten (inoffiziell sind es einige hundert Franken mehr) viel Schweiss, Dreck, Blessuren, Flüchen, Gelächter, schöner und weniger schöner Arbeit, haben wir die Fjord 650 in einem Zeitraum von rund 2 Jahren renoviert und ein wirklich super tolles Schiff für unseren Verein erhalten. Uns wird dieses Schiff hoffentlich noch viel Freude bringen. Die Arbeit hat sich gelohnt!

Der Schiffsname hätte eigentlich Phönix sein sollen, da die Fjord im wahrsten Sinne aus dem Nichts wieder auferstanden ist. Nun wurde sie Nautilus getauft.

10.05.2010

Ruedi Flury